… Denk ich an die Eifel, denke ich an Stille. Ich höre, ich sehe, ich fühle sie förmlich und ab und an kam ich mir dort mit meiner Bassposaune fast wie ein Störenfried vor, zu laut für die sonst eher zarten Klänge der Natur. Umso passender, dass meine Aufgabe war – zumindest bei Transient OUTDOOR – musikalisch mit der Landschaft zu verschmelzen und improvisatorisch mit ihr in Kontakt zu treten. Ein Konzept, das ganz nach meinem Geschmack war und mich höchst inspirierte.
… Denk ich an die Eifel, denke ich außerdem an Zeit und Raum, die gegeben waren und wurden, um tief in eine künstlerische Idee einzutauchen, die Installationen und Musik im wahrsten Sinne des Wortes miteinander verwoben – bei Transient INDOOR schwebte Chiharu Shiota’s geknüpftes Werk wie ein fragiles Dach über uns, während wir unter anderem Samir Odeh-Tamimi’s schaurig-eindrückliches „Challumot“ spielten. Das Ganze zusammen gefügt in der ehemaligen „Hermann-Göring-Meisterschule“ in Kronenburg, einstige Ausbildungsstätte für angehende Maler im Dritten Reich und heute „Haus für Lehrerfortbildungen“.
Einen aufgeladeneren Ort wäre kaum zu finden und ausgerechnet darum, war es wichtig und inspirierend für mich, Teil dieses Projekts zu sein und zu erleben und dazu beizutragen, dass Kunst und Kultur auch an Orten weitergetragen wird, die einst ein Kulturverständnis propagiert haben, das auf Ausgrenzung, Hass, Antisemitismus und der Vorstellung einer „falschen“ und „richtigen“ Kunst beruhte.
… Denk ich an die Eifel, denke ich an meine insgesamt 2 Wochen als Junior Fellow 2023 des Transient Festivals, denke ich an eindrückliche Musik und inspirierende Gespräche, an engen Kontakt zum lokalen Publikum, an Zeit in der Natur, an „echtes“ Zuhören, an neue Freunde finden, an Workshops mit lokalen Jugendlichen, eine Uraufführung mit lokalen Musikerinnen und Musikern und insgesamt von Vielem überrascht und begeistert zu werden.