Das Schöne an zeitgenössischen Projekten und Musik ist, dass sie häufig noch formbar sind, ganz wie noch etwas weiche Knete, die sich im Notfall nochmal anpassen lässt. Dementsprechend kann Platz gemacht werden für außergewöhnliche Instrumentationen wie Blockflöte, Bassposaune, Schlagwerk und Stimme. Frei von klanglichen Vorurteilen und Erwartungen, lassen sich Werke und Ideen umso tiefer erarbeiten und erleben.
Für mich sind solche Erfahrungen unglaublich wertvoll – ursprünglich aus der Klassik und dem Orchester kommend, bewege ich mich mittlerweile in der freien Szene in einem Umfeld, in dem die künstlerische Persönlichkeit und das künstlerische Mitteilungsbedürfnis an erster Stelle stehen und nicht die primäre Funktion, die das Instrument diktiert.
Jeremias Schwarzer, künstlerischer Leiter des Festivals, hat in seiner Stückauswahl und Konzeption des gesamten, fast 3-stündigen Ablaufs, darauf Rücksicht genommen und hat sowohl Solo-, als auch Ensemblewerke für mich, in einen schlüssigen Kontext gesetzt – musikalisch wie räumlich. Ob als Eröffnungsfanfare im Innenhof, vor dem geöffneten Fenster zum Publikum nach innen spielend oder eben unter dem geknüpften Dach von Shiota – der markante, teils laute Charakter der Bassposaune wurde von ihm so geschickt geplant und inszeniert, dass ich mich stets mit meiner momentanen Rolle identifizieren konnte und eben nicht auf eine Funktion (zB. die der dritten Posaune im Posaunensatz) reduziert fühlte.
Die spontane Einbettung von Improvisation und die Möglichkeit auf die vorhandene Stimmung und äußeren Einflüsse von Umgebung und Publikum einzugehen, wurde von allen Beteiligten ebenfalls begrüßt und hat meine Konzert- und Spielerfahrung noch deutlich bereichert.